Aktivitäten
Sterben in der alten Reichsstadt – die mittelalterlichen Friedhöfe Regensburgs
Die 11. Mitgliederveranstaltung vom Förderkreis AKS führte Mitglieder und Freunde am 20. September 2022 vor dem Atrium des Klosters St. Emmeram zusammen. Unter der Führung von Mag. Katharina Lenz stand diesmal das „Sterben in der alten Reichsstadt“ im Mittelpunkt und hier vor allem die Gepflogenheiten der Begräbniskultur im Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Vom alten, längst aufgelösten Friedhof St. Peter rund um das alte Kloster St. Emmeram führte der Weg über das ehemalige Dominikanerkloster, den evangelischen Gesandtenfriedhof hinter der Dreieinigkeitskirche und das Augustinerkloster zum Kassiansplatz, wo sich seit dem frühen Mittelalter ebenfalls ein großer Friedhof befand. Dieser „Gottesacker“ wurde später, wohl spätestens im Hochmittelalter, mit dem Friedhof hinter der „Alten Kapelle“ zusammengelegt. Wann genau, darüber streiten sich die Gelehrten, unsere aktiven Archäologinnen und Archäologen von der ArchaeoTeam GmbH konnten jedenfalls berichten, vor wenigen Jahren bei Grabungsarbeiten unter dem Durchgang zum Herzogshof Hinweise auf ein Gräberfeld gefunden zu haben, obwohl Vieles dafür spricht, dass dieser Durchgang wohl mindestens seit dem 14. Jahrhundert bereits bestand.
Auch am letzten Standort der etwa zweistündigen Führung, dem Domvorplatz, konnten die Expertinnen und Experten interessante Hinweise aus erster Hand geben. Hier begrenzte bis ins 19. Jahrhundert eine Friedhofsmauer den Begräbnisort der Dompfarrei, ehe Fürstprimas Carl von Dalberg als Ausfluss moderner Kenntnisse der Seuchenbekämpfung die Beisetzung außerhalb der Stadtmauern befahl. Es begann die Zeit, an dem im heutigen Regensburger Stadtpark evangelische, katholische und jüdische Begräbnisse stattfanden.
Das „Klösterl“ gab 2000 Jahre Geschichte preis
Am 25. Juni trafen sich Damen und Herrn vom Förderkreis AktionKulturSozial e.V. zur 10. Mitgliederveranstaltung in der Regensburger Auergasse. Die Archäologin Alexandra Berg führte durch einen Gebäudekomplex, der an dieser Stelle bereits in der Zivilsiedlung von Castra regina, der römischen Legionsstadt des 2.-4. Jahrhunderts, bestanden hatte. So konnte die Regensburgerin, die gerade zum Handwerk im Mittelalter an der Universität Bamberg promoviert, einen weiten Bogen spannen von Funden aus der Römerzeit bis zu den Umbaumaßnahmen des Gebäudes, das verschiedene Ämter des Bezirks Oberpfalz birgt, in den 1990er Jahren. Ein Highlight dabei war die Präsentation einer antiken Secco-Malerei, die an der Wand des römischen Wohnhauses einen Wagenlenker (möglicherweise den Stadtgründer Kaiser Marc Aurel) zeigt.
Aber auch die Geschichte des mittelalterlichen Wohnhauses, wohl eines der ersten Steinhäuser der Stadt aus der Zeit des Hochmittelalters, kam in der 90minütigen Führung zu Ehren. Es beherbergte einst eine der größten erhaltenen Latrinen Süddeutschlands - eine wahre Fundgrube des Lebens in diesem Gebäude seit dem 13. Jahrhundert. Die Funde konnten auch zeigen, dass hier wohl mindestens seit dem 16. Jahrhundert eine Gastwirtschaft bestand. Unweit des Klosters St. Emmeram war sie ein Haupteinkehrort für Pilger. Die Funde in der Latrine gaben auch Hinweise auf die Speisekarte, die dort – für den gehobenen Geschmack und Geldbeutel – gereicht wurden. Gereicht hat Alexandra Berg zum Ausklang der Führung den beeindruckten Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Führung einen nach original römischem Rezept gebrauten Erfrischungstrank. Das süffige Ende einer sehr gelungenen Mitgliederveranstaltung. Ein Kloster war das „Klösterl“ übrigens nie. Die Bezeichnung rührt von einer Tafernwirtschaft des 19. Jahrhunderts her und bezog sich wohl auf den Namen der Betreiber.
„Vor den Toren der alten Reichsstadt“ – Rundgang durch den Stadtpark
Frau Lenz referierte über die Zeit des Stadtparks als Übungsplatz verschiedener Schützengilden, die dort seit dem 15. Jahrhundert ihre Niederlassungen hatten. Im 19. Jahrhundert wurden diese Areale mehr und mehr „entmilitarisiert“, wie das Marionettentheater im ehemaligen Vereinslokal der Pistolenschützen oder die heutige Ostdeutsche Galerie beweisen. Noch früher, im Hoch- und Spätmittelalter, dienten Teile des heutigen Stadtparks als Leprosenhaus mit Friedhof für die Lepra- und später Pesttoten, die nicht auf den innerstädtischen Friedhöfen beerdigt werden durften. Nach der Reformation fanden dort die protestantischen Gläubigen ihre letzte Ruhe, ab dem 19. Jahrhundert auch die Katholiken. Erst mit der Anlage der großen evangelischen und katholischen Friedhöfe der Stadt Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts, endete die Zeit des Stadtparks als Begräbnisstätte. Der Neue Jüdische Friedhof am südlichen Rand des Stadtparks erinnert noch heute an die lange Tradition des Areals als Begräbnisstätte. Die Führung endete mit einer Reminiszenz an die Große Kreisausstellung von 1910, die aus Anlass der 100jährigen Zugehörigkeit Regensburgs zum Königreich Bayern abgehalten wurde.
„Götterdämmerung II“


„Götterdämmerung“



„Die Spuren von Jahrtausenden“ im Historischen Museum Regensburg


St. Katharinenspital und Archiv



Weinschenk-Villa
Regensburg – Mittelalterliche Metropole der Juden
document Neupfarrplatz
Auch die zweite Veranstaltung unseres Förderkreis AktionKulturSozial am 06.02.2019 war ein voller Erfolg!
Trotz eisiger Kälte kamen tapfere Geschichtsinteressierte zur ausgebuchten Führung durch die unterirdischen Räume des document Neupfarrplatz und lauschten gebannt den spannenden Ausführungen des Stadtarchäologen Dr. Lutz-Michael Dallmeier.
Römische Donauperlen
Unsere erste Veranstaltung fand am 04.12.2018 um 17.00 Uhr in der Königlichen Villa in Regensburg statt.
In einer Führung durch die Sonderausstellung "Römische Donauperlen" des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege konnten die Teilnehmer auf eine Reise in vergangene Jahrhunderte gehen, in der die Donau die Nordgrenze des römischen Reiches war.